Das Klischee der Bilanzbuchhalter als unscheinbare Sachbearbeiter ist mehr als überholt. Jahrzehnte lang galten Buchhalter als Langweiler mit weißem Hemd und schwarzen Ärmelschonern, die sich tief in dicke Bücher und Kladden vergraben und pfennigfuchsend nach dem letzten Cent suchen.
Die Realität heute sieht längst anders aus. Der Beruf und das Image der Bilanzbuchhalter haben sich in den letzten Jahren sehr gewandelt.
Die schnellen Veränderungen im Steuerrecht, die einziehende Digitalisierung im Rechnungswesen und die komplexen Geschäftsvorfälle sind nur noch von flexiblen und geistig jungen Buchhaltern zu bewerkstelligen.
Moderne Software und leistungsstarke IT-Systeme helfen Bilanzbuchhaltern bei der täglichen Arbeit. Die Vielfalt der Anforderungen führt auch im Rechnungswesen zunehmend zu Spezialisierungen. Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung, Lohnbuchhaltung und Anlagenbuchhaltung übernehmen oft unterschiedliche Mitarbeiter. Bilanzbuchhalter müssen in der Lage sein, alle Teile des Rechnungswesens im Jahresabschluss zusammenzuführen.
Welche Aufgaben und Tätigkeiten übernehmen Bilanzbuchhalter?
Die Aufgaben der Bilanzbuchhalter sind vielfältig und verantwortungsvoll. Sie organisieren alle Abläufe in den Buchhaltungsabteilungen und übernehmen Verantwortung für die Mitarbeiter. Oft sind sie als Ausbilder tätig. Doch mit der Erstellung von Abschlüssen hört die Verantwortung nicht auf. Leitende Bilanzbuchhalter ermitteln wichtige Kennzahlen aus den Bilanzen, die nun die Grundlage für betriebswirtschaftliche Entscheidungen sind. Sie entwickeln Strategien gemeinsam mit der Geschäftsleitung, erarbeiten Rentabilitäts- und Liquiditätspläne und arbeiten eng mit Kreditinstituten und Investoren zusammen. Damit sind sie an Entscheidungsprozessen des Managements direkt beteiligt und übernehmen wichtige Tätigkeiten.
Aufgaben und Tätigkeiten der Bilanzbuchhalter
- Erstellen von Jahresabschlüssen nach deutschem Handelsrecht oder nach internationalen Rechnungswesen-Standards, Überleitung in Bilanzen nach Steuerrecht
- Steuererklärungen für Umsatzsteuern, Lohnsteuer, Einkommens- und Körperschaftssteuer
- Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsprüfer
- Organisation aller Vorgänge im Rechnungswesen einschließlich Personalführung
- Verantwortung für alle Einnahmen und Ausgaben, für Erlöse und Kosten
- Entwicklung von Buchungsrichtlinien im Unternehmen, Schulung von Mitarbeitern anderer Abteilungen
- Mitarbeit bei Kalkulationen, Budgetplanungen, Kostenstellenrechnungen
- Begleitung von Betriebsprüfungen der Finanzbehörden
- Erstellen von Erfolgsrechnungen und strategischen Planungen
- Vorbereiten von Investitionsentscheidungen durch Finanzierungsvergleiche
- Reporting der geschäftlichen Zahlen an Banken und Investoren
Einsatzbereiche des Bilanzbuchhalters
Unternehmen und Organisationen in Deutschland stellen vermehrt selbst Bilanzbuchhalter ein. Sie werden so unabhängiger von Steuerbüros oder anderen externen Dritten, die früher häufig die gesamte Buchhaltung erledigten. Durch die Nutzung moderner Buchhaltungssoftware stehen so die relevanten Informationen, wie zum Beispiel die monatliche Betriebswirtschaftliche Auswertung, viel schneller zur Verfügung. Schnelles Reagieren auf aktuelle Entwicklungen kann ein entscheidender Vorteil im Wettbewerb mit anderen Unternehmen sein.
Während Bilanzbuchhalter früher nur in großen Unternehmen oder Konzernen tätig waren, stellt heute auch der Mittelstand die Steuer- und Finanzexperten selbst ein. Diese Entwicklung ist auch Resultat der Globalisierung der Wirtschaft und des Handels, der Digitalisierung in den Verwaltungen und der immer enger werdenden Verquickung von Branchen und Unternehmen. Bilanzbuchhalter arbeiten in Industriebetrieben ebenso wie im Handel oder in der Landwirtschaft. So sind ihre Arbeitsorte längst nicht mehr auf die deutschen Ballungsgebiete begrenzt.
Moderne Arbeitsbedingungen im Rechnungswesen
Ohne die Unterstützung durch leistungsfähige Buchhaltungssoftware ist das Rechnungswesen heute nicht mehr effizient zu leiten. Inzwischen werden überall die Geschäftsvorfälle elektronisch erfasst, teilweise sogar digitalisiert. Die Programme ermöglichen es, die Daten schnell und detailliert auszuwerten. Bilanzbuchhalter müssen jedoch die Anpassung der Software an die konkreten Erfordernisse des Unternehmens steuern. Die in den letzten Jahren eingeführte E-Bilanz stellt sie hier vor neue Herausforderungen.
Große Unternehmen arbeiten mit komplexen ERP-Programmen wie SAP oder Microsoft Navision. Im Mittelstand sind die Programme der DATEV weit verbreitet. Auch branchenspezifische Softwarelösungen werden genutzt. Während in der manuellen Buchhaltung die Bilanzbuchhalter selbst die Abschlussbuchungen auf den entsprechenden Sachkonten vornahmen, müssen sie heute die Strukturen der Software verstehen und prüfen, ob die Salden der Konten richtig zusammengefasst und in der Bilanz korrekt ausgewiesen werden.
Die Zusammenarbeit mit Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern ist dank e-Mail und elektronischem Datenversand einfacher geworden. Ein Teil der Aufgaben können Buchhalter auch im Homeoffice erledigen. Auch Teilzeitarbeit ist in diesem Bereich möglich.
Kompetenzen in der Bilanzbuchhaltung
In ihrer beruflichen Tätigkeit müssen sich Bilanzbuchhalter natürlich nach den geltenden Gesetzen und Verordnungen richten. Änderungen in der Steuergesetzgebung und im Handelsgesetzbuch, im IFRS-Rahmen, bei den Einkommenssteuergesetzen und diversen Richtlinien zwingen Bilanzbuchhalter, sind ständig weiterzubilden. Steuerliche Fristen und Termine mit Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern lassen nicht viel Raum für Handlungsspielraum. Wie sie ihre täglichen Aufgaben jedoch abarbeiten, können sie sich frei einteilen.
Als wichtige Vertrauensperson und Steuerexperte lenken sie nicht nur das Rechnungswesen, sondern entwickeln auch Strategien im Unternehmen selbst, wie die Buchungsrichtlinien, Abschreibungsmodi oder Reisekosten- und Werbekostenrichtlinien. Außerdem arbeiten sie aktiv an der Aufstellung von Budgets für die einzelnen Kostenstellen mit. Damit erhalten sie Weisungsbefugnis für viele Abteilungen. Oft sind Bilanzbuchhalter als Leiter des Rechnungswesens direkt dem Unternehmenseigentümer bzw. Geschäftsführer unterstellt, denen sie regelmäßig direkt berichten. Ihre steuerliche Beratung und ihre Auswertungen haben oft entscheidenden Einfluss auf die Ausrichtung des Unternehmens, auf langfristige Strategien und auf die Entwicklung wichtiger Bilanzpositionen.
Angestellter oder selbständiger Bilanzbuchhalter
In der deutschen Wirtschaft sind Bilanzbuchhalter zumeist Angestellte der Unternehmen, etwa ein Drittel von ihnen arbeitet jedoch auch selbständig. Oft sind sie dann als Alleinbuchhalter tätig, nur wenige von ihnen beschäftigen in Buchhaltungsbüros selbst Mitarbeiter. Sie betreuen dann mehrere Unternehmen, erhalten von verschiedenen Chefs ihre Anweisungen. Die Herausforderungen sind hier besonders hoch, können sie ja als Externe oft nicht den Alltag in den Büros miterleben.
Selbständige Buchhalter müssen besonders flexibel sein und sich neben ihrer eigentlichen Beratungstätigkeit auch um die Organisation ihrer Arbeitstätigkeit, um Akquise und um das eigene Büro kümmern. Immer wieder gibt es Unsicherheiten, welche Leistungen sie anbieten dürfen und welche dem Steuerberater vorbehalten sind. Genaue Informationen sind daher wichtig.
Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind gut wie nie!
Im Rechnungswesen zeichnete sich in den letzten Jahren ein Mangel an Fachkräften ab. Deutsche Unternehmen möchten mehr Buchhalter einstellen, vor allem Bilanzbuchhalter sind aufgrund ihrer hohen Kompetenz gefragt.
Im Gegensatz zu Absolventen der Universitäten und Hochschulen mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund punkten Bilanzbuchhalter vor allem mit ihrer Praxiserfahrung.
In den Stellenbörsen Deutschlands finden sich aktuell tausende unbesetzte Stellen für Bilanzbuchhalter. Das wird sich so schnell auch nicht ändern, denn die Anzahl derer, die die anspruchsvolle Weiterbildung jährlich erfolgreich mit einem Abschluss beenden, ist begrenzt. Die Gehaltsaussichten sind sehr gut. Die Karrierechancen auch, denn mit der weiteren Internationalisierung werden IFRS- und US-GAAP-Kenntnisse an Bedeutung gewinnen. Bilanzbuchhalter sind darauf bestens vorbereitet.
Zahlreiche Institute bieten Bilanzbuchhalter Lehrgänge an
Kurse zur Vorbereitung auf die Bilanzbuchhalter IHK-Prüfung befinden sich im Portfolio vieler Weiterbildungsanbieter. Dabei werden sowohl Abend- und Wochendlehrgänge als auch Fernlehrgänge angeboten. Wer die Weiterbildung in nur wenigen Monaten absolvieren möchte, hat auch die Möglichkeit einen Vollzeitkurs zu belegen.
Hier haben wir eine Auswahl an beliebten Bilanzbuchhalter Kursen für Sie zusammengestellt.